Meine Hauptarbeit zur Zeit im Garten besteht darin Unkräuter zu entfernen.
Ich finde, jetzt ist die beste Zeit dafür.
Die Unkräuter treiben jetzt meist stark aus, man sieht sie gut, während die Stauden andererseits noch sehr klein sind und nicht im Weg stehen.
Was man jetzt entfernt, kann erst gar nicht groß werden und sich weiter ausbreiten oder vermehren.
Meine rigorose Giersch-Entfernung im letzten Jahr hat sich gelohnt. Dieses Jahr ist nur noch sehr wenig davon in den Staudenbeeten zu finden.
Ich finde jetzt viel von diesem Kraut: das kriechende Fingerkraut, wie ich gelernt habe. Es bildet lange Ausläufer, ähnlich wie Erdbeerpflanzen und hat einen großen Ausbreitungsdrang. Das Fingerkraut steche ich mit einem Unkrautstecher aus, es hat eine lange Pfahlwurzel, die sollte man komplett erwischen, also nicht abreissen, sonst wächst daraus wieder eine neue Pflanze nach. Und natürlich verfolge ich die Ausläufer, an deren Ende wieder jeweils ein kleines Pflänzchen wächst.
Was Unkräuter sind und was nicht ist ja auch Ansichtssache. Man könnte sie ja auch Wildkräuter nennen. Inzwischen finden sich in den Buchhandlungen ja immer mehr Bücher über die Verwendung von Wildkräutern in der Küche. Und man kann fast alle als Salat oder gekocht zubereiten.
Ein interessantes Buch zum Thema Unkraut habe ich gerade zufällig in der Bücherei entdeckt:
SOS Garten: Unkraut? Kein Problem! (Österreichischer Agrarverlag)
Hier geht es nicht – wie man dem Titel nach meinen könnte – in erster Linie um das Entfernen von Unkraut, sondern im Gegenteil, um das Wertschätzen lernen der manchmal recht selten gewordenen Wildkräuter.
Der Autor Siegfried Schmid, jahrzehntelanger Leiter des Botanischen Gartens in Linz, plädiert dafür, den Kräutern ein Plätzchen im Garten zuzugestehen, für die Unkrautbekämpfung mit Maß und Ziel, und für ein harmonisches Miteinander von Zucht- und Wildpflanzen im Garten.
Im Gemüse- oder Staudenbeet muss man deshalb ja nicht gleich alles wachsen lassen, das ist natürlich nicht der Sinn der Sache. Aber da und dort kann man die Wildkräuter (den Begriff Unkraut möchte der Autor nicht verwenden) wachsen lassen, einerseits weil viele sehr nützlich sind, zum Beispiel für Insekten, andererseits weil viele auch schöne Zierpflanzen sind.
Im Buch werden die meisten Kräuter beschrieben, und erklärt, wie man mit ihnen umgeht, so dass sie sich nicht zusehr ausbreiten, zum Beispiel wie Brennessel, die man kurz vor der Blüte abschneiden kann.
(Warum allerdings der Löwenzahn nicht im Buch auftaucht, versteh ich nicht ganz).
Noch ein Beispiel aus dem Buch: die Vogelmiere (die sich bei mir auf Gemüsebeeten gern ansiedelt) kann man einfach dort belassen als Bodendecker. Ja warum auch nicht… Sie schadet eigentlich gar nicht. (Und wenn sie überhand nimmt: einfach mit rein in den Salat.)
Alle Kräuter sind auch als sogenannte Zeigerpflanzen wertvoll, und zeigen dem Gärtner an, wie der Boden beschaffen ist. Dafür muss man sich natürlich ein bisschen auskennen.
Ich finde das Buch interessant, und möchte es mir auch kaufen.
Von Wildnis leergefegte Gärten sieht man zum Glück immer weniger. Sie waren vor ein paar Jahrzehnten das Maß und Ziel des Hobby-Gärtners. Manches, was man früher als Unkraut bezeichnet hat, pflanzt man heute in den sogenannten Naturnahen Garten. Zum Beispiel den Frauenmantel.
Ich muss heute noch Schmunzeln über eine Szene, die ich vor Jahren auf der Gartenschau in Burghausen beobachtet habe, als ein Besucher entsetzt vor einer neu angelegten pflegeleichten Staudenpflanzung aus Frauenmantel, Schafgarbe und Gräsern stand und laut in ärgerlichem Ton und schönstem bayrisch rief: „Ja… dös is ja lauters Unkraut!!!…“ Und dafür hatte er auch noch Eintrittgeld gezahlt… Nach dem Motto, was auch auf Wiesen wächst, hat im Garten nichts zu suchen.
Heute sieht man das – zum Glück wie ich finde – anders. Aber dafür gibt es kaum noch die Kräuterwiesen meiner Kindheit mit unzähligen unterschiedlichen Blüten.
Anders als zu meinen Anfangszeiten als Gartenpächterin lasse ich schon seit einigen Jahren an Stellen wo es nicht stört gerne Brennesseln wachsen. Sie sind einerseits wichtig, z.B. für Schmetterlinge, andererseits kann man wertvolle Pflanzenbrühen zum Düngen damit herstellen. Und getrocknete Brennessel sind wertvolles Mulchmaterial.
Ich versuche jetzt auch, was das Thema Unkraut betrifft, etwas lockerer zu werden. Sogar den Löwenzahn sehe ich heute mit etwas anderen Augen. Ich möchte ihn auch nicht im Stauden- oder Gemüsebeet haben. Aber eigentlich ist er die beste Bienenweide, die es gibt. Ich lasse ihn also tatsächlich hier und da am Rand des Gartens auch mal blühen, als Futter für die Bienen. Ich lasse es nur nicht so weit kommen, dass er sich aussamen kann und grabe ihn vorher aus. Ganz „ausrotten“ kann man ihn eh nicht, und sollte man auch nicht, finde ich. Wir sind ja mehr oder weniger in der freien Natur und ich mag eigentlich gar keine Pflanze als meinen „Feind“ ansehen. Ich will nur an manchen Stellen selbst bestimmen, was da wächst.
Wie steht ihr zum Thema Unkraut?