Was man so alles mitkriegt wenn man mit dem Rad in der Stadt unterwegs ist… Das ganze Jahr über sind die hohen grauen Gefängnismauern ein eher öder Anblick auf dem Heimweg vom Büro. Heute aber ist etwas anders als sonst. Alles grünt und blüht vor den Gefängnistoren. Die JVA verkauft Pflanzen aus hauseigner Gärtnerei, wie das Schild verspricht.
Da muss ich doch gleich anhalten und mal reinschaun. Ein Hobbygärtner kann an sowas schließlich nicht einfach vorbeifahren.
Man geht nicht direkt ins Gefängnis, (und auch nicht über Los, haha) sondern vor dem Tor sind – ja, eingezäunt – die Pflanzenregale aufgebaut. (Ich nehme aber mal an, dass der Zaun hauptsächlich Diebstahl verhindern soll, ein Geschäft hat ja schließlich auch eine Tür.)
Ich kaufe also viele günstige Gemüsepflänzchen wie Brokkoli, Weiss- und Rotkraut, Mangold, Rote Beete, Rosenkohl und Lauch.
Auch schöne Balkonpflanzen gibt es da. Ich kaufe Geranien und ein rätselhafte Pflanze namens Nemesis, deren Blüten mir sehr gut gefallen. Ich werde freundlich bedient und beraten, bekomme alles schön in Zeitungspapier eingepackt und kann noch ein Holzkistchen zum Transport mitnehmen.
Das lob ich mir. Ist doch viel stressfreier als in den Gartenmarkt mit den 3 Buchstaben zu fahren.
Tipp:
In Nürnberg, Reutersbrunnenstraße, Aussenverkauf im Mai durchgehend.
Öffnungszeiten: Montag–Mittwoch 8.30 Uhr bis 15.00 Uhr
Donnerstag und Freitag 8.30 Uhr bis 18.00 Uhr.
Pflänzchen aus dem Knast. Morgen kommt ihr frei!
Wie ich recherchiert habe, gibt es in vielen größeren Städten solche Knastgärtnereien bei denen man einkaufen kann. In Bayern z.B. hier:
http://www.jva.de/db/tree_leistungen/einzelleistungen_html?oberbegriff_auswahl=41;leistungsbereiche_auswahl=4;leistungsauswahl=4110
Übrigens, Sträflinge tragen keine Streifen, sondern dezentes blaugrau.
Abkassiert wurde allerdings vorsichtshalber vom Herrn in Wärteruniform.
hummelstein 